Rutishauser/Kuhn. Inhalt und Form (ID 5 bis 28)
Inhalt und Form (ID 5 bis 28), Kunstmuseum des Kantons Thurgau, Kartause Ittingen, Warth, 28. November 1997 bis 20. Dezember 1998
Plakate, Ink-Jet-Print auf Papier auf Alu, Tafelstapel, Schriften Lack auf Holz, Aluminiumtafeln, Schriften Lack auf Aluminium, Akustische Installation, Digitale Präsentation auf Computermonitor, Video auf TV-Monitor
Aus Anlass der Verleihung des Adolf-Dietrich-Förderpreises der Thurgauischen Kunstgesellschaft findet im Kunstmuseum des Kantons Thurgau in der Kartause Ittingen die Ausstellung Inhalt und Form (ID 5 bis 28) statt.
In einer Neuordnung und Reorganisation der Materialien aus den Arbeiten ID 5 bis 28 wird in einem Ausstellungsraum des Museums sowohl inhaltlich wie auch formal ein neues Beziehungs-, Assoziations- und Verweis-geflecht zu installiert.
Die Buchstabentafeln aus ID 6 werden neu gestapelt und stehen als Basismaterial zur Verfügung. Acht Tafeln werden als KEIN BILD an die Wand gelehnt, wobei das BILD hinter KEIN verborgen bleibt. Als Grund-lagenuntersuchung ist eine Videodokumentation von ID 5 Schwarzmalen zu sehen. Zwei Aluschilder (ein Auszug aus ID 24, Sieben Auswege) funktionieren in der räumlichen Anordnung als eine Art Titel: Was kann und darf wie gesagt werden? (Am Ende ein Streit um die Sprache.). In einer eigens für diese Installation entwickelten Textarbeit werden auf Plakaten Statements zur Kunst gezeigt, die sich in direkte Beziehung zu vorhandenem Material stellen: Neues lässt sich nur noch zusammensetzen; Der Kontext ist für die Kunst immer ein entscheidender Faktor. Die Ausstellung wird durch die Installation von acht Lautsprecherboxen ergänzt, über welche Texte aus ID 14 und ID 21 zu hören sind. Die entstehende Durchdringung von visuellem und akustischem Text vervollständigt die Ausstellung zu einer mehrdimensionalen Spracharchitektur, in der sich die Theorie vom Text als Gebrauchsanweisung (aus ID 21) auf neue Art überraschend vollzieht. Die Besucherinnen und Besucher, die Zuhörerinnen und Zuhörer finden ihren je eigenen Text: Der Leser als Autor.
«Ausgangspunkt des künstlerischen Schaffens von Rutishauser/Kuhn ist die Sprache, die sie in ihren Performances und Installationen zerlegen und in eine neue aussergewöhnliche Ordnung bringen. Rutishauser/Kuhn verwenden des Sprachmaterial nicht wie Journalisten, Werbetexter oder Schriftsteller als Transportmittel von Inhalten, sondern sie befragen es als bildende Künstler auf ihren visuellen und akustischen Gehalt. [...] Die in früheren Ausstellungen verwendeten Buchstabentafeln, Wörtersammlungen, Texte, Lautsprecher und Monitore sind in einem Ausstellungsraum des Kunstmuseums zu einem Archiv zusammengestellt, das alle einzelnen Arbeiten enthält und gleichzeitig eine neue Arbeit bildet. Je nach Fokussierung wird die Struktur der Sprache, die Möglichkeiten ihrer Erscheinung oder die Interaktion zwischen der Sprache, der Form ihrer Erscheinung und ihrer Wahrnehmung durch Rezipientinnen und Rezipienten zum Thema.»
Markus Landert
Texte zur Ausstellung:
Markus Landert, Einen Text lesen, Zu Inhalt und Form bei Rutishauser/Kuhn, Frauenfeld 1998.
Thomas Feuerstein, Polypoiesis, Anmerkungen zu einer Grammatik der Kunst von Rutishauser/Kuhn, Innsbruck 1998.
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