Rutishauser/Kuhn. A bis ZZ (Schweizer Lexikon)

 

  

ID 22 A bis ZZ (Schweizer Lexikon), Lichtstrasse, Köln, 21. bis 26. Juni 1996
Bodenmarkierungen und Schrift auf Wand

 

In der Umschlagshalle einer stillgelegten Fabrik werden für ID 22 A bis ZZ (Schweizer Lexikon) mit gelben Markierungszeichen auf dem Hallenboden sieben Lagerfelder bezeichnet, die auf der Wand entsprechend ihrer Bestimmung mit Begriffspaaren, nämlich dem jeweils ersten und letzten Wort jeden Bandes des Schweizer Lexikons (Schweizer Lexikon in sieben Bänden; Enzyclios-Verlag AG, Zürich, 1948), angeschrieben werden. Der gesamte deutschsprachige Wort- und Wissensfundus, publiziert durch eine Vereinigung von Schweizer Verlegern, als Standardsammlung von wissenswerten Artikeln, wird so in sieben vermeintlich überschaubare Gebiete abgegrenzt: A bis BRIAND, BRJANSK bis ERFÜLLUNG, ERFURT bis HERMES, HERMETISCH bis LOGGIA, LOGIK bis POLEMIK, POLEN bis STRASSBURG und STRASSE bis ZZ.
Die vierzehn so zur Darstellung gebrachten Begriffe erscheinen willkürlich als Vertreter aller verzeichneten Begriffe und unterstreichen zum einen den Irrwitz enzyklopädischen Sammelns und zum andern die Fülle der eingeklammerten, aber hier nicht genannten Begriffe, die alles bezeichnen, die alles sind. Die Begriffe, den Lagerfeldern zugeordnet, zeigen aber durchaus eine Ordnung, ein Ordnungsprinzip an und verweisen jeden möglichen Eintrag, den der Betrachter vornehmen will, an ein ganz bestimmtes Feld. So enthalten die realen Felder, zwischen den zwei angegebenen Begriffen, metaphysisch keinen bestimmbaren Wissensschatz, sondern eine beliebig dehnbare Wissensmenge, die stetig wächst, wenn der Betrachter sich mit seinen eigenen Begriffen durch die Lagerhalle bewegt. Neben dem Fundus, den das Schweizer Lexikon von A bis ZZ vorschlägt und anbietet, entsteht so ein zweiter, alltäglicher Fundus, der langsam wächst und an Umfang zunimmt, auch wenn die Markierungsfelder längst verschwunden sind, solange nur vor Ort gedacht und gesprochen wird.

 

 

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