Thomas Feuerstein. Polypoiesis, Anmerkungen zu einer Grammatik der Kunst von Rutishauser/Kuhn

Text aus: Rutishauser/Kuhn. Inhalt und Form (ID 5 bis 28)

 

 

Über Sprache zu schreiben stellt einen Autor vor das Problem entweder tautologisch zu sprechen oder durch den Gebrauch von Zeichen neue Welten zu generieren. [Satz 02] Das Dilemma eines selbstreferentiellen, in der Tautologie gefangenen Schreibens liegt vereinfachend darin begründet, dass es nur in der Lage ist auf sich selbst zu verweisen bzw. Aussagen über sich selbst zu treffen, wie etwa, dass die ersten beiden Sätze dieses Textes jeden Buchstaben des Alphabets (sogar die Buchstaben k, q und y) zumindest einmal enthalten. Unser alltägliches Sprechen dagegen unterliegt nach Nelson Goodman einer Ökonomie des Tausches, mit Hilfe der wir Wirklichkeiten aus anderen Wirklichkeiten erzeugen. Ferdinand de Saussures Credo, dass Sprache Form und nicht Substanz sei, ist heute nach der Semiotisierung von Wirtschaft jedem Kreditkartenbesitzer einsichtig und aktualisiert sich im Prinzip der Transformation, des Austausches und der Umformung von Kapitalien und Waren. Zeichentheorie ist somit nicht zufällig parallel mit moderner Geldtheorie entstanden, woran nicht zuletzt auch die Theorie eines Charles Sanders Peirce erinnert, der ein Zeichen gleichsam einem Geldschein oder einem Code auf einer Kreditkarte als ein Etwas, «das für etwas anderes steht oder etwas anderes repräsentiert, und von jemandem verstanden oder interpretiert wird», definiert.

Rutishauser/Kuhn könnten in diesem Zusammenhang als hasardierende Börsianer im System der Sprache bezeichnet werden, die Transaktionen in Form von Kontextverschiebungen unternehmen und Zeichen gleich Wertpapieren zum Platzen bringen, indem sie diese wertlos gewordenen Aktien gleich nur mehr auf sich selbst verweisen lassen. [Satz 07] Nicht zufällig agieren ihre frühen Arbeiten vor der historischen Folie des russischen Konstruktivismus, der bereits in den 10er und 20er Jahren des 20. Jahrhunderts die Zeichentheorie in die Krise brachte: Wenn Bilder oder Zeichen auf nichts mehr verweisen, nichts repräsentieren, keine Stellvertreter sind, d.h. selbstreferentiell wirken, implodiert der Raum zwischen Signifikat und Signifikant und es entsteht eine bedeutungslöschende Identität. Diese Bedeutungslosigkeit in Form von symbolischer Entladung hätte, radikal gedacht - wenn Kunst nach der Verdrängung des Gegenstandes, der Farbe und schliesslich des Materials keine Aussagen mehr macht und nichts mehr bedeutet - auch das Ende der Kunst sein müssen; dies proklamieren zahlreiche Manifeste der Moderne, vor allem jene der Konstruktivisten. [Satz 09] Rutishauser/Kuhn verweilen aber nicht an diesem Nullpunkt der Kunst und huldigen der Einheit von Idee und Zeichen, wie es Vertreter der konkreten Kunst und konkreten Poesie bis heute pflegen, sondern gehen im Bewusstsein, dass die Bedeutung der Kunstwerke aus ihrer eigenen logischen Struktur bzw. der Struktur des Symbolsystems, in dem sie fungieren, erwächst, einen entscheidenden Schritt weiter. Bereits in den Schwarzbüchern oder der Schwarzrede nimmt ein Dekonstruktionsvorgang seinen Ausgang, der das System der Sprache mit dem der Kunst verknüpft. Indem Rutishauser/Kuhn sich nicht um die Deutung der Sprache bemühen, sondern sich mit ihrer Struktur beschäftigen, die durch Überlagerung und Überschreibung, Interferenz, Löschung oder Schwärzung ihrer Elemente an die Grenze ihrer Zersetzung und Auflösung gebracht wird, wiederholen sie über den formalen Modus einer zwischen dem System der Sprache und dem System der Kunst übersetzenden und oszillierenden Reflexion den Zustand der modernen Kunst in einem entropischen Zustand der Sprache. Über diese Sprach- oder besser Kunstspiele, etwa der Übermalung von Buchseiten in den Schwarzbüchern oder der Streichung von Vokalen und Konsonanten bei der Schwarzrede, installieren die beiden Künstler einen selbstreflexiven Diskurs, der Kunst in die Beobachtung ihres eigenen systemischen Stadiums überführt und ihre Syntax zum Sprechen bringt. [Satz 13] Im Bewusstsein, dass die entscheidende Referenz zeitgenössischer Kunst das Archiv ihrer Geschichte ist und somit Kunstgeschichte zur Innovationsgeschichte geworden ist, agieren sie auf einer Metaebene, von der aus sie sich der kunstimmanenten Systembibliothek frei bedienen können.

Nachdem für das Konkrete, beziehungsweise für die Referenzlosigkeit der abstrakten Kunst das System der Kunst selbst zur Referenz geworden ist, garantiert jeder Appell zur Abschaffung und Selbstauflösung der Kunst ihren Weiterbestand, womit ein neues Paradigma in die Kunst Einzug hält. Dieses Paradigma, das davon ausgeht, dass die Syntax, die Konstitution oder Struktur eines Systems die Produkte und Texte wesentlich mitkonstruiert, machen sich Rutishauser/Kuhn wiederum in Form einer subversiven Rekursion zu ihrem eigenen System mit dem sie modellhaft entropische Prozesse auf der Bedeutungsebene initiieren, um einen freieren Zu- und Umgang zu und mit dieser Struktur und Syntax zu erzielen. Im Unterschied zu Verfahrensweisen der konkreten oder visuellen Poesie, die Leistungen der abstrakten oder konkreten Malerei im Bereich der Sprachkunst perpetuiert, verharrt die Methode von Rutishauser/Kuhn nicht ausschliesslich innerhalb der Sprache und der sogenannten kategorialen Harmonie der Welt, sondern visiert ein Produktivwerden der Sprache aus ihren eigenen Bedingungen und Konstituenten heraus, eine Art Autopoiesis der Sprache und der Kunst an. Ihre Methode ist wie die der konkreten Poesie zwar weder mimetisch noch anekdotisch orientiert, aber die Sinngenerierung erfolgt nicht ausschliesslich in der Hermetik von Idee, Begriffszeichen und Wahrnehmung, sondern entfaltet sich über die Erweiterung dieses Dreiecks bzw. über die Kontextualisierung jener die konkrete Antithetik von Nominalismus und Realismus übersteigenden Synthese des Zeichenhaften der Schrift und der Laute in der Idealität des Begrifflichen. [Satz 18] Rutishauser/Kuhn unterstellen nicht der Welt eine kategoriale Harmonie und Reinheit, statt dessen setzen sie eine reinigende, das heisst vereinfachende Wirkung der Sicht auf die Welt durch die in die Welt getretenen Systeme voraus. McLuhan-Schüler würden hier von Sprache oder genauer vom alphanumerischen Code als Psychotechnologie sprechen, die die Basistechnologie für die gesamte wissenschaftliche Zivilisation des Okzidents darstellt. Auch wenn vielen McLuhans Auffassung kulturgeschichtlich überzogen erscheint, macht sie deutlich, dass dekontextualisierte Sprach- und Systemspiele, die die physische, ideologische, kulturelle usw. Konstitution ausblenden immer Gefahr laufen solipsistische Zirkelschlüsse zu produzieren. [Satz 21] Insofern beschäftigen sich Rutishauser/Kuhn nicht wegen der kategorialen Reinheit mit Sprache, sondern aufgrund ihrer euphemistischen Ordnung hinter der sich ihre Makulatur als Schmutz und Unschärfe verbirgt. [Satz 22] Nicht auf konkrete Sauberkeit, sondern auf interferierendes Rauschen, polyfones Sprechen und polyvalentes Wahrnehmen zielt ihre Methode.

In der performativen Lesung Der Text als Gebrauchsanweisung sowie in der Installation ID 21 POLYGLOTT konfrontierten sie die Zuhörerinnen und Zuhörer, die Leserinnen und Leser mit der Simultaneität verschiedener akustischer und visueller Informationen. Rutishauser/Kuhn schreiben dazu: «Der Effekt ist ein zweifacher: entweder entscheide ich mich für das eine oder das andere, ich lese oder ich höre (wobei mir freilich immer die andere Hälfte verloren geht), oder ich komme, abgelenkt und überfordert, gleichzeitig visuell und akustisch wahrzunehmen, zu meinem eigenen Text: der Text des Hörers/der Hörerin.» [Satz 25] Der Text verliert somit seine kalkulierbare Wirkung, wird multidimensional und macht den Leser zum Autor. [Satz 26] Der Polylog ersetzt den Monolog, womit ein befreites, aber auch häretisches Sprechen mit gespaltener und zerfranster Zunge losbricht. [Satz 27] Man hat nicht mehr den Eindruck, dass einzelne Subjekte sprechen, sondern dass die Sprache selbst zu sprechen beginnt und zu einem autogenerativ sich fortpflanzenden Algorithmus wird. Sprache mutiert zu einem Virus, das von uns Besitz ergreift und sowohl die Wahrnehmung der Welt als auch unser Selbst konstituiert und in Folge unser Denken konstruiert. [Satz 29] Diese sprachliche Konstitution des Ich geht nicht alleine davon aus, dass das Ich durch die Sprache zu sich selber kommt, sondern vor allem davon, dass es durch die Sprache zu einer Unterwerfung des Subjekts (sub-icere) kommt. Insofern erinnert das polyloge Sprechen bei Rutishauser/Kuhn an eine multiple Persönlichkeit, deren Verstand sich, mit Wittgenstein gesprochen «beim Anrennen an die Grenzen der Sprache Beulen holt». Es entsteht hier das Unbehagen eines Borderline Syndroms der Sprache, dem die Künstler aber eine bewusste Kritik der Linearität und Teleologie der Schrift entgegenhalten; eine Kritik einer ethnozentrischen Metaphysik und eines Logozentrismus wie Jacques Derrida sagen würde. [Satz 32] Sie schreiben und sprechen nicht linear von einer Bedeutung zur nächsten, von A nach B, Zeile für Zeile, sie falten die Schrift vielmehr von der Fläche in den Raum. [Satz 33] Sie entwerfen eine neue Topologie von Sprache und Schrift, die ihre Zeichen und Symbole anstatt eindimensional vieldimensional buchstabiert und deren Bedeutungen nicht einer irreversiblen Sukzessivität und Ordnung einer Zeitlichkeit des Sprechens, Schreibens oder Lesens unterliegen. Die Zerlegung der Sprache in ihre Elemente, der auf den ersten Blick eine chaotische Rekombination folgt, erweist sich als Versuch einer topologischen Neuordnung, bei der Zeichen über ihre lineare Abbildtreue auf holografische Sinnhorizonte hinausweisen.

VISUALALIE, GLOSSOMANIE, LOGOSKOPIE, SEMIOZENTRIK, KONTEXTRAKTION waren derartige Sprachpolymere, die während der Ausstellungs- und Vortragsreihe Diskurs der Systeme in einer österreichischen Tageszeitung als Inserate geschaltet wurden. Gerade im Kontext einer Tageszeitung, die für sich ein deduktiv dokumentarisches Schreiben in Anspruch nimmt, provozieren vieldeutige Begriffshybride ein induktives Lesen, eine selbständige Exegese und Erfindung von Text durch den Leser: Aus KONTEXTRAKTION wird eine TEXTAKTION, die für ihren TEXT nicht nur eine Zeitung als KONTEXT wählt, sondern auch über semiotische TRAKTIONEN und KONTRAKTIONEN mit den Lesern in Form einer beinahe performativen AKTION in KONTAKT tritt.

[Satz 37] Schreiben nach der Sprache, jene Überschrift mit der Matthias Kuhn seinen Text im Folder Schwarz ist keine Farbe betitelte, könnte nicht nur linguistisch als Abbildcharakter der Schrift oder sprachphilosophisch als Erkenntnisproblem gedeutet werden, sondern in bezug auf systemische, autopoietische Matrizes auch als postsymbolische Schrift - eine Schrift die sich verselbständigt gegenüber gesprochenen Sprachen und ein eigenes System bildet, vergleichbar mit Assemblersprachen der Informatik. Der Science-fiction Autor David Gerrold beschrieb erstmals in den frühen 70er Jahren Maschinensprachen, die in der Lage sind, sich selbst zu reproduzieren und fremde Datenmengen als Viren in den eigenen Code zu verwandeln. Da Computerviren sich von der einfachen Selbstreproduktion über Selbsterkenntnis, Mimikry, Bewaffnung, Werkzeugbildung bis hin zu polymorphen, metabolistischen Strukturen evolutiv in digitalen Biotopen weiterentwickelten, erregten sie bald das Interesse der Artifical Life Bewegung. Einfache Sprachmodule und syntaktische Einheiten, die sich nicht mehr als symbolische Repräsentations- oder Zeichensysteme definieren liessen, sondern tatsächlich eine Schrift nach der Sprache verkörperten, waren damit gefunden. Zeichen beginnen hier plötzlich den Rahmen des Symbolischen zu verlassen und real zu werden. In Bezug auf das von Jacques Lacan entworfene Bild eines Borromäischen Knotens, in dem sich das Reale, Symbolische und Imaginäre ineinander verketten, entstehen hier kontradiktorische Schriften in Form paradoxer Realzeichen. [Satz 43] Schreiben nach der Sprache bedeutet nicht mehr das Reale symbolisch abzubilden, um es imaginär zu denken, sondern Schreiben und Lesen werden mit Prozessen des Lebendigen synonym. [Satz 44] Die Mediatisierung und Virtualisierung der Welt im allgemeinen und Aspekte der Gen- und Nanotechnologie im besonderen assemblieren uns symbolisch als erste Vorboten die realen Spuren imaginärer Schriften.

 

Der Text ist erschienen in: Rutishauser/Kuhn, Inhalt und Form (ID 5 bis 28), Farben Buchstaben Schriften, Arbeiten 1987 bis 1997. Thurgauische Kunstgesellschaft (Hrsg.), edition fink, Zürich 1998.

 

 

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Anmerkungen zum Text

 

[Satz 02] Der Konflikt einer selbstbezüglichen, doppelsinnig festgemachten Darstellung liegt simplifizierend darin fundiert, dass sie allein befähigt ist auf sich selbst hinzudeuten bzw. Angaben über sich selbst zu machen, wie zum Beispiel, dass die vordersten zwei Satzverbindungen dieser Darstellung alle Lettern der Buchstabenfolge des Abcs (sogar die Lettern k, q und y) wenigstens ein einziges Mal beinhalten. [zurück zum Text]

 

[Satz 07] Nicht zufällig agieren ihre frühen Arbeiten vor der historischen Folie des russischen Konstruktivismus, der bereits in den 10er und 20er Jahren des 20. Jahrhunderts die Zeichentheorie in die Krise brachte: Wenn Darstellungen oder Bezeichnungen nicht auf das Geringste mehr hindeuten, nicht das Geringste mehr vorstellen, kein Ersatz mehr sind, d.h. nur noch über sich selber Auskunft geben, löst sich der Raum zwischen sprachlichem Inhalt und Ausdruck auf und es entwickelt sich eine gehaltstilgende Kongruenz. [zurück zum Text]

 

[Satz 09] Rutishauser/Kuhn bleiben aber nicht an diesem Endpunkt der Kunstentwicklung stehen und ergeben sich der Identität von Einfall und Bezeichnung, wie es Repräsentanten der konkreten Kunst und konkreten Poesie bis zur Gegenwart im allgemeinen tun, sondern entwickeln ihre Ideen im Wissen, dass der Gehalt der Werke aus ihrem eigenen zwingenden Aufbau bzw. den Regeln des Sinnbildverfahrens, in dem sie agieren, entsteht, eine wichtige Stufe weiter. [zurück zum Text]

 

[Satz 13] Im Wissen, dass der wesentliche Bezugspunkt modernen Kunstschaffens die Erfassung seiner Entwicklung ist und somit die Entwicklung des modernen Kunstschaffens zur Reformentwicklung geworden ist, handeln sie in einer übergeordneten Dimension, von wo aus ihnen der inhärente Gefügebestand selbstverantwortlich zur Verfügung steht. [zurück zum Text]

 

[Satz 18] Rutishauser/Kuhn gehen nicht von einer begrifflichen Übereinstimmung und Makellosigkeit Wirklichkeit aus, statt dessen setzen sie einen läuternden, das heisst simplifizierenden Einfluss der Sehweise auf die Wirklichkeit durch die Wirklichkeit gewordenen Anordnungen voraus. [zurück zum Text]

 

[Satz 21] Daher befassen sich Rutishauser/Kuhn nicht in bezug auf ihre begriffliche Unverfälschtheit mit Sprache, sondern hinsichtlich ihrer verhüllenden Gliederung hinter der sich ihre vermeintliche Reinheit als Unsauberkeit und Ungenauigkeit verdeckt. [Satz 22] Nicht bestimmende Reinheit, sondern sich überlagerndes, vielstimmiges Reden und vielschichtiges Erkennen untersucht ihre Vorgehensweise. [zurück zum Text]

 

[Satz 25] Der Wortlaut wird somit seine wohlgeordnete Gültigkeit los, wird vielschichtig und qualifiziert den Rezipienten als Produzenten. [Satz 26] Das Stimmengewirr ersetzt das Selbstgespräch, womit ein erleichtertes, aber auch ketzerisches Reden in einer zwiespältigen und vieldeutigen Sprache anhebt. [Satz 27] Es macht nicht mehr den Anschein, dass einzelne Stimmen reden, sondern dass die Rede leibhaftig zu reden anhebt und zu einem selbsttätig sich reproduzierenden Verfahren wird. [zurück zum Text]

 

[Satz 29] Diese sprachliche Strukturierung des Subjekts setzt nicht nur voraus, dass das Subjekt durch den sprachlichen Ausdruck seine eigene Persönlichkeit entdeckt, sondern in erster Linie, dass es durch den sprachlichen Ausdruck zu einer Bezwingung dieses denkenden Ichs kommt. [zurück zum Text]

 

[Satz 32] Sie reden in ihren Texten und Lesungen nicht geradlinig von einem Wort zum nächsten, Satz für Satz, vom Anfang zum Ende, sondern sie verleihen dem Text eine Art von Räumlichkeit. [Satz 33] Sie entwickeln aktuelle räumliche Anordnungen von Rede und Typographie, die ihre Chiffren und Sinnbilder anstatt unilateral multilateral entblättert und deren Gehalt nicht von einer unumkehrbaren Allmählichkeit und Gliederung einer Linearität sprachlichen Codierens oder Decodierens abhängig ist. [zurück zum Text]

 

[Satz 37] Schreiben nach der Sprache, jener Titel mit dem Matthias Kuhn seine Abhandlung im Faltblatt Schwarz ist keine Farbe überschrieb, könnte nicht nur sprachwissenschaftlich als Metapher der Sprachabbildung oder bezüglich einer Sprachideologie als Schwierigkeit der Einsicht gelesen werden, sondern in bezug auf strukturelle, sich selbst erschaffende Systeme auch als nicht mehr metaphorische Zeichensysteme — Zeichensysteme die eigene Formen annehmen gegenüber oralen Sprachsystemen und eine immanente Organisation ausbilden, analog zum Beispiel zu montierten Sprachen aus Systemen der elektronischen Datenverarbeitung. [zurück zum Text]

 

[Satz 43] Schreiben nach der Sprache meint nicht mehr das Faktische metaphorisch darzustellen, um es fiktiv zu überlegen, vielmehr werden Verfassen und Erfassen mit Verfahren des Dynamischen bedeutungsgleich. [Satz 44] Die Mittelbarmachung und Entrückung der Welt im ganzen und Gesichtspunkte einer Technologie, die sich mit der Mikrostruktur der Dinge auseinandersetzt im Detail, versammeln uns sinnbildlich als frühe Anzeichen die faktischen Anhaltspunkte fiktiver Zeichensätze. [zurück zum Text]

 

 

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