Christian Uetz. Das Wort ist Wort

Text aus: Rutishauser/Kuhn. Spracharchive

 

 

Fehlen mir die Worte, fehl ich mir selber, und komm ich nicht zu Wort, komme ich nicht zu mir selber. Nur wenn ich nur nach meinen Worten beurteilt werde, werde ich überhaupt beurteilt, und ganz beim Wort genommen, werde ich wahr genommen.
Denn ich bin Wort. Das heisst, ich bin überhaupt nicht. Was an mir ist und was ich bin, ist Wort. Mich ist Wort und Ich ist Wort. Und das heisst zuerst und zuletzt und überhaupt nichts Anderes als Wort ist Wort.
Wort ist Wort und nichts Anderes und nichts Anderes als nur Wort ist Wort. Welt ist nicht Wort und nichts ist nicht Wort, nichts als nur Wort ist Wort. Und doch ist auch Welt auch nur Wort und auch nichts auch nur Wort und auch alles auch nur Wort, was überhaupt Wort sein kann, und Wort kann überhaupt alles sein, was überhaupt sein kann, und deshalb ist auch alles, was überhaupt sein kann, Wort. Und das heisst nicht nur, alles ist Wort, sondern auch, alles, was nicht ist, ist Wort, auch alles, was sein könnte oder wäre oder würde, ist Wort. Und auch wenn Wort selber gar nicht ist, ist alles, was ist und auch alles, was nicht ist, Wort. Und dass alles, was überhaupt ist und auch nicht ist, Wort ist, ist auch schon alles und dass Wort auch schon alles ist, was überhaupt ist und auch nicht ist, ist allerdings nicht viel. Das ist vielmehr nichts. Nichts ist Wort und nichts ist mit dem Wort und nichts ists mit dem Wort und nichts macht das Wort und zu nichts alles und zunichte alles macht das Wort. Und nichts ist wörtlicher, als dass Wort nichts ist, nicht einmal nichts ist, nicht einmal ist, wenn es auch schon alles ist. Und das macht auch nichts. Das macht so nichts wie Wort nichts macht, und nichts macht so nichts wie Wort nichts macht, nicht einmal nichts macht so nichts wie Wort nichts macht, wenn nichts überhaupt nichts macht, wenn nicht überhaupt nichts überhaupt als nur Wort nichts macht.
Und das Wort ist das Wort und das Wort ist selber. Das Wort ist selber alles selber, auch was selber nicht Wort ist, ist das Wort selber, und was nicht im Wort selber ist, ist selber nicht. Und das Wort selber, das selber alles selber ist, ist selber nicht. Das Wort selber, das selber alles selber ist, ist selber nirgendwo als nur im Wort selber, und was nur im Wort selber ist, ist und war und wird wie Träume je schon immer sein wie nie gewesen. Aber das Wort selber ist das Wort selber und wenn das Wort vor lauter Worten aufhört zu worten, ist es auf der Höhe des Wortes noch immer und erst recht das Wort, aber ohne Worte. Und das Wort ist das Wort alle Tage bis ans Ende und das Ende des Wortes ist das Ende der Welt.

 

 

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